Fasten – warum es mehr is(s)t als Hungern
In meinem letzten Youtube-Video habe ich dich dazu eingeladen, mich bei meinem Wasserfasten zu begleiten. Mir und meinem Körper tun solche Fastenperioden super gut. Aber mein Disclaimer vorab: du bist einzigartig und ob dir das Fasten gut tut oder ob es sicher für dich ist, solltest du achtsam und idealerweise zusammen mit deinem Arzt entscheiden.
Fasten ist nicht gleich Fasten
In meinem Blog-Beitrag im Februar zum intermittierenden Fasten habe ich bereits meine Erfahrungen bezüglich des Intervallfastens geteilt. Diesmal habe ich Wasser- bzw. Heilfasten gemacht, ein vollständiger Verzicht auf Nahrung für mehrere Tage. Bei mir waren es ungefähr drei einhalb…
Ein neuer Hype?
Auch wenn es dir vielleicht so vorkommt, als sei das jetzt gerade die neuste Mode, gänzlich aufs Essen zu verzichten, hat es eigentlich eine lange Tradition. Zugegeben, heute gewinnt es wieder zunehmend an Aufmerksamkeit in den Medien und sticht in unserer Überflussgesellschaft wahrscheinlich einfach so schön heraus.
Wozu das “Nichts”?
Menschen fasten seit Langem aus ganz unterschiedlichen Gründen. Bei tatsächlichem Mangel an Nahrung verursacht durch Hungersnöte, aber auch aus religiöser, spiritueller und gesundheitlicher Motivation. Es gibt überzeugende Daten, die einen positiven Effekt von Fasten auf die Gesundheit nachweisen – sowohl kurzfristig, als auch langfristig. Insbesondere bei Menschen mit Bluthochdruck, Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf Erkrankungen zeigen sich sehr positive Effekte. Man vermutet sogar einen Zusammenhang mit einem längeren Leben. Für mich ist entscheidend, dass ich mich bei und nach dem Fasten, sowohl mental, als auch körperlich wohl fühle.
Wie soll das funktionieren?
Aktuell bin ich in der glücklichen Lage stets und überall Nahrung zur Verfügung zu haben. Und da passiert es schon mal, dass sich der Kühlschrank auch zu ungewöhnlichen Zeiten öffnet, besonders nach einer Reise… Unser Körper und insbesondere viele Stoffwechsel-Prozesse haben aber ein genaues Timing. Mehr dazu kannst du gerne in meinem Blog zur inneren Uhr nachlesen. Wichtig zum Verständnis ist hier, dass diese Abläufe oft eine ziemlich feste Dauer haben und auch Phasen der Ruhe benötigen, um optimal funktionieren zu können. In der Fastenperiode geben wir dann diesen komplexen Regelkreisen Zeit, sich wieder zu “re-setten” und sich von dem Alltagschaos zu erholen. Ein anschauliches Bespiel ist wahrscheinlich das Insulin. Das Hormon aus der Bauchspeicheldrüse, das für die Regulation unseres Blutzuckers verantwortlich ist, durch seinen Einfluss auf unsere Kohlenhydrat- und Fettvorräte. Wenn dieses Hormon fehlt oder nicht wirkt, dann sprechen wir von Diabetes. Es konnte gezeigt werden, dass Fasten in diesem Fall sowohl präventiv, als auch therapeutische Effekte haben kann, also gut zur Vorsorge ist, aber auch eine bestehende Krankheit je nach Art und Stadium verbessern oder sogar heilen kann.
Das Reste-Essen
Was für mich auch eine faszinierende Erkenntnis war, ist, dass auch bei unseren Stoffwechselprozessen Reste übrig bleiben bzw. Müll entsteht. Und wie es sich gehört, hat auch unser Körper ein fabelhaftes Aufräum-Team. Aber diese Helfer bleiben im Hintergrund und werden oft nur dann aktiv, wenn Ruhe einkehrt. Beim Fasten räumen wir dem Körper also Zeit ein, den Müll wie zum Beispiel alte Zellen und auch falsch gebaute oder gefaltete Proteine abzubauen. Vielleicht hast du von fehlgefalteten Proteinen schon mal im Zusammenhang mit Alzheimer gehört, wo sich diese Proteine dann im Gehirn ablagern. Aber auch viele weitere chronische Erkrankungen insbesondere Autoimmunerkrankungen können sich dadurch bessern. Dieser körpereigene Reinigungsprozess wird Autophagie genannt.
Das Fasten-High
Zusätzlich macht mir Fasten einfach eine gute Stimmung und damit bin ich nicht alleine. Die molekularen Mechanismen die dahinter vermutet werden sind unter anderem, dass wir unseren Zellen, die die Glückshormone produzieren, Zeit zur Regeneration geben und insgesamt unser Hormon-Level wieder normalisieren. Es wurde sogar ein reduziertes Schmerzgefühl beobachtet. Und wie auch immer das funktioniert, mein Körper sendet mir positive vibes!
Mein kleiner Blog kann natürlich nicht die unzähligen und faszinierenden molekularen Mechanismen, die hinter dem Fasteneffekt stecken, erklären. Trotzdem hoffe ich, dir einen kleinen Appetithappen geliefert und damit Lust gemacht zu haben, herauszufinden, ob das vielleicht auch etwas für dich sein könnte. Bleib’ achtsam mit dir und glaube trotz all’ des Zaubers nicht jeder Fasten-Mythe.
Quellen:
- McCue MD. An Introduction to Fasting, Starvation, and Food Limitation. In: McCue MD, ed. Comparative Physiology of Fasting, Starvation, and Food Limitation. Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg; 2012:1-5.
- Longo VD, Mattson MP. Fasting: Molecular Mechanisms and Clinical Applications. Cell Metabolism. 2014;19(2):181-192.
- Michalsen A, Hoffmann B, Moebus S et al.: Incorporation of fasting therapy in an integrative medicine ward: evaluation of outcome, safety, and effects on lifestyle adherence in a large prospective cohort study. J Altern Complement Med 11(4): 601–672 (2005)
- Goldhamer AC: Initial cost of care results in medically supervised water-only fasting for treating high blood pressure and diabetes. J Altern Complement Med 8: 696–697 (2002)
- Hussin NM, Shahar S, Teng NI, Ngah WZ, Das SK: Efficacy of fasting and calorie restriction (FCR) on mood and depression among ageing men. J Nutr Health Aging 17: 674–680 (2013)
Jeanine
Ein sehr schöner Blogbeitrag! Ich habe in letzter Zeit immer mehr über das Heilfasten bzw. Wasserfasten gelesen. Sehr interessant auf jeden Fall, aber so ganz auf den Verzicht von Nahrung habe ich mich noch nicht ran getraut. Vielleicht hast du ja Tipps, wie man sich da überwinden könnte? Das wäre schon hilfreich für mich, da ich es doch irgendwann gerne mal ausprobieren möchte 🙂 Zurzeit mache ich Intervallfasten mit der 16:8 Methode. Damit komme ich an sich perfekt klar, und lässt sich gut in meinen Alltag integrieren. Ich habe auch gemerkt, dass ich besser gelaunt bin – das hattest du auch erwähnt. Ich faste übrigens mit einer App, die heißt Yazio (https://www.yazio.com/de). Kennst du die App zufällig schon? Auch richtig gut, um Wasser zu tracken. Die habe ich mir vor kurzem erst geholt und wollte das Intervallfasten Programm mal so ausprobieren, da ich mir auch meine Fastenzeiten selbst einstellen kann und die unterschiedlichen Phasen sehen kann! Bis jetzt habe ich in einem Monat ca. 2 kg verloren. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!