Teil 2 findet ihr hier.
Es muss unfassbar spannend sein, jeden Tag etwas neues zu erleben, nicht zu wissen was der nächste Tag für Überraschungen bringt, ständig auf reisen zu sein, zu tollen Events zu gehen, jeden Tag Pakete zugeschickt zu bekommen, und nur zu arbeiten wenn man Lust.
Das sind so ein paar der Klischees, die man über das Bloggen hört. Doch was macht ein Vollzeit-Blogger jetzt eigentlich wirklich den ganzen Tag?
6:30, mein Biorythmus meldet sich. Zeit zum aufstehen sagt er. Euphorisch stehe ich auf und finde mich halbwach in meinem Zimmer direkt vor meinem Schreibtisch wieder. Das Chaos darauf vom Vorabend ist filmreif. Habe ich mich mit Arbeit wohl mal wieder übernommen und saß zu lang am Schreibtisch. Um 23 Uhr räumt man dann halt auch nicht mehr auf. Mache ich es jetzt als kleine Morgenmeditation, denke ich und räume auf.
Dann tapse ich weiter ins Bad. Meine Morgenroutine ist angesagt. Sie besteht aus Wasser ins Gesicht und Kurkuma-Kokosöl-Zahncreme (selbstgemacht) in den Mund. Das macht die Zähne schön und weiß, das Waschbecken unschön und gelb.
Nun steht Yoga an, meine Basis für einen geregelten Tagesablauf. So richtiges Yoga mit Singen, Meditation und Power Asanas (die Yoga Posen). JIVAMUTKI. Danach vielleicht etwas Obst, Matcha und dann geht’s ab in die Factory, mein Co-Workingspace in Berlin.
Dort sitzen eine Menge andere selbstständige und seehr geschäftige Menschen. Die alle eins verbindet, sie starren auf den Screen vor ihnen, und heben den Blick nur, wenn eine Klo- oder Essenspause ansteht. Alle streben ihrer Mission nach. So auch ich. Meiner Mission von einer bewussteren Menschheit, bewussterem Konsum und nachhaltigem Denken.
Zu meinem “Ich starre mal auf meinen Laptop Screen” gehört auch, “ich starre mal auf meinen Mobile-Screen. 1,5 Stunden lang Kommentare beantworten, 1,5 Stunden Mails schreiben. Dann steht auch schon Mittag mit meinem Lunchdate an. Meine Lunchdates sind in der Regel Personen mit denen ich Projekte oder potentielle Kooperationen plane, oder einfach Freunde.
Mein Magen ist zufrieden und die Energie zurück. Energie für weitere Mails, Bildbearbeitung mit Lightroom, Organisatorische Arbeit, Videoschnitt und Textentwicklung.
Zum Abendessen gehe ich heim, mache mir schnell eine Buddha Bowl, fotografiere sie und setze mich dann nochmal an Kommentare und Mails. Klingt alles gar nicht so aufregend, und ist es auch nicht :).
Auch wenn das Leben eines Bloggers nach außen hin unglaublich spannend wirkt, verbringen auch wir – oder zumindest ich – die meiste Zeit am Laptop.
Natürlich gibt es auch unzählig viele abenteuerliche Projekte, beinah tägliche Events und fast kein Tag ist wie der andere.
Dennoch sind die Haupttätigkeiten eines Vollzeit-Bloggers:
Bürokram: E-Mails beantworten, Angebote schreiben, Buchhaltung
Am Tag bekomme ich ca. 100 Mails von Firmen, Lesern und Co. Als erstes scanne ich und beantworte dann so gut es geht. Mit den meisten Mails sind Verhandlungen, Telefonate oder auch Meetings verbunden. Bevor ich eine Kooperation eingehe, treffe ich mich so oft wie möglich mit Vertretern der Marke. So stark ich daran arbeite, mich mit meinen Lesern und der Community zu vernetzten, ist es mir ebenso wichtig gute Beziehungen zu den Firmen mit denen ich kooperiere aufzubauen. Da ich in Berlin wohne, sind täglich bis zu 5 Events auf die ich eingeladen werde. Natürlich ist es nicht möglich zu allen zu gehen, dennoch wichtig sich bei vielen sehen zu lassen und Kontakte zu knüpfen.
Neben den Mails die ich bekomme, schreibe ich ab und an auch Mails, sogenannte Pitchs. Bei einem Pitch, stellt der Blogger einer Marke ein Konzept vor, bei dem er denkt, dass es bei seinem Publikum gut ankommt und ebenso relevant für die Marke ist. Nachdem man sich auf ein Konzept, die Leistungen, das Honorar und den Zeitplan geeinigt hat, geht der Blogger an die Arbeit.
Gehe ich beispielsweise eine Rezept-Kooperation ein, entwickle ich ein Rezept mit beispielsweise einer bestimmten Zutat einer Marke, gebe das Rezept jemandem zu testen und mache es selbst nochmal bis es passt. Dann shoote ich es, bearbeite die Bilder, schreibe etwas dazu und gestalte den Text SEO konform.
Content plus Reichweite: Social Media Management, Texting, Videos, Bilder
Damit Beiträge Reichweite erhalten, ist es für uns Blogger ebenso wichtig, sich mit SEO zu beschäftigen sowie die einzelnen verschieden Sozialen Netzwerke zu verstehen. Zu selektieren welche Kanäle relevant sind um sich dann spezifisch mit verschiedenen Strategien zu beschäftigen und unterschiedlichen Content zu entwickeln. Von Instagram über Youtube, Tumblr bis hin zu Pinterest und Facebook hat jeder Kanal seine eigenen Bedürfnisse und einen Algorithmus, der sich ständig ändert. Auf jedem Kanal befindet sich ein anderes Publikum, das sich für andere Inhalte interessiert. Wir müssen unser Publikum verstehen, die unterschiedlichen Interessen herausfiltern, passende Inhalte kreieren und anschießend an einer guten Beziehung arbeiten. Sprich, auf Nachrichten eingehen, Kommentare und Anfragen beantworten. Dies mache ich überaus gerne und es gehört auch zu einer meiner Lieblingsaufgaben beim bloggen. Ist jedoch unglaublich Zeitintensiv.
Zu meinen weiteren Blogger-Tätigkeiten die nicht täglich anstehen gehören:
- Yoga/Sport Retreats
- Workshops
- Hotelreisen
- Pressereisen
- Restaurant-Tastings
- Talks
Man bekommt zwar unzählige Pakete, ist recht flexibel in der Arbeitseinteilung und kann viel reisen. Jedoch steht mit jedem Paket Arbeit an und man arbeitet oft zu unmenschlichen Zeiten bzw. immer und jeden Tag. Etwas wie bezahlten Urlaub gibt es nicht, denn jeder Urlaub besteht aus der Suche und der Kreation von guten Inhalten.
Trotzdem liebe ich meine Arbeit über alles und hätte nie gedacht, dass ich mein Geld mal durch Vollzeit-Blogging verdiene, dass ich mein eigenes kleines Unternehmen habe und davon lebe was ich liebe. Ich liebe es mein eigener Boss zu sein und meiner Mission nachstreben zu können.
Natürlich beschäftige ich mich aber auch mit Zukunfts-Fragen wie, kann ich das am Laufen halten? Kümmert es die Leute immer noch, was ich schreibe und teile? Was passiert mit Instagram und anderen Sozialen Netzwerken? Es gibt immer eine Menge an Unsicherheiten und das ist auch gut so!
Wie ergeht es anderen Vollzeit-Bloggern?
Vielen Bloggern wird nachgesagt nicht wirklich zu arbeiten, nur ab und zu ein paar schöne Fotos zu machen und eine Menge Geld dafür zu kassieren. Das mag für den ein oder anderen zutreffen, vor allem aber für Blogger im nachhaltigen und bewussten Bereich nicht.
Um aufzuzeigen wie es anderen ergeht, habe ich meine zwei Vollzeit-Bloggerfreundinnen Valerie und Mia gebeten ihre Erfahrungen ebenfalls zu teilen.
“Mein Alltag als Blogger und Content Creator sieht immer verschieden aus und deshalb liebe ich meinen Job: die Abwechslung. Neben dem kreativen Teil, wie Fotoshootings umsetzen und Konzepte planen, gibt es aber auch einen großen Teil, der ganz normale Schreibtischarbeit benötigt, wie zum Beispiel die Buchhaltung, Rechnungen schreiben und bezahlen, Versicherungen, Reportings, Recherche, Blogposts schreiben, Reisen planen, Mails beantworten etc.. Was viele nicht wissen, ist dass genau dieser Teil der Arbeit mindestens 80% einnimmt und das meistens 7 Tage die Woche. Dennoch bin ich mit der Entscheidung mich als Vollzeitblogger selbstständig zu machen super happy. Die kreative Arbeit macht mir unheimlich viel Spaß und auch der Austausch mit der Community bedeutet mir viel. Manchmal fehlt mir das ,,nach Hause kommen und Feierabend haben“, aber die positiven Seiten überwiegen, da ich mich jeden Tag voll ausleben kann in meinem Job und das nicht mehr missen möchte.” – Valerie von https://valeriehusemann.de/de/
“Als Blogger macht man wirklich gefühlt tausend verschiedene Sachen. Ich manage alle Anfragen alleine, schreibe Konzepte, erstelle Präsentationen, mache Redaktionsplanung, Marketing-Planung, Kunden-Akquise, Networking, ich fotografiere viel, bearbeite alle Bilder, filme, schneide die Filme, Social Media Management, Community Management, und natürlich auch Sachen, die nur im Hintergrund laufen wie Versicherungen, Steuern etc. Einen typischen Tagesablauf habe ich nicht. Ich habe mir aber angewöhnt, morgens die Emails einmal abzuarbeiten, dann mich an meine To-Do-Liste zu setzen und dann erst nach ein paar Stunden wieder Mails zu checken. Sonst sitze ich nur noch in meinem E-Mail Programm. Außerdem habe ich gelernt, mir am Tag nur maximal 3 große To-Dos vorzunehmen. Zum Beispiel einen Text schreiben, ein Video schneiden (obwohl das manchmal drei Tage dauert) und ein Konzept erstellen. Dazu kommen dann noch Meetings und Telefonate, sowie das tägliche Social Media Management. Und schwups ist der Arbeitstag wieder vorbei 🙂 Ich habe durchs Bloggen auch sehr viel gelernt, mir so viele Kenntnisse selbst beigebracht, tolle Freundschaften geschlossen, konnte viel erleben und besitze einfach sehr viele Freiheiten, da ich meine eigene Chefin bin. Ich kann alles so planen und umsetzen, wie ich es möchte! Ich bin jeden Tag so dankbar für diese Freiheit, aber muss auch immer darauf achten, wirklich regelmäßig Feierabend zu machen und auch mal abzuschalten 🙂 Außerdem kommt die Selbstständigkeiten mit vielen Ups & Downs. Man braucht einen sehr langen Atem! Mein größter Tipp: Das was man liebt, mit so viel Leidenschaft wie möglich verfolgen und einfach mal schauen, was daraus wird! Der Spaß und die Freude sollte dabei überwiegen!” – Mia von https://heylilahey.com/de/
Da nun noch eine Menge eurer Fragen offen geblieben sind, die nicht direkt mit meinem Blogger-Alltag zu tun haben, findet ihr die Antworten in TEIL 2.
Sending HUGS!
Q&A ! TEIL 2 hier!
Oskar Springer
Ich bewundere Vollzeitbloger. Vor allem für ihre Energie, welche ein Netzwerk an Aktivitäten erfordert, in dem jeder Knoten stabil und Netzfäden elastisch sein müssen.
Auch ich blogge gern. Zu meinem Glück habe ich viele Interessen, welche meine Tage ausfüllen, sowohl drinnen als auch draußen.
Einer dieser Bestandteile ist mein Blog, den ich seit zwei Jahren betreibe.
Dabei bezeichne ich mich als Nischenhopper.
Ich liebe es ein Thema gedanklich durchzukochen, um es am Ende in für mich verständlicher Art und Weise niederzuschreiben.
Vermutlich würde ich als Vollzeitblogger irgendwann ausbrennen.
Daher wünsche ich allen Vollzeitbloggern viel Energie, Gesundheit und einen Riesentopf an immer neuen Themenvariationen.