In meinem letzten Blog-Beitrag habe ich euch erzählt, dass ich eher früher essen möchte, um mein Cortisol zu senken. Was ich genau damit meine, versuche ich hier nun ein bisschen ausführlicher zu erklären. Denn heute geht es um unsere wundersame zirkadiane Rhythmik, oder einfacher ausgedrückt, unsere innere Uhr.
Was ist denn eigentlich unsere innere Uhr?
Auch wenn es sicher noch einige Geheimnisse zu lüften gibt, konnten Wissenschaftler zeigen, dass alle unsere Zellen einem inneren Rhythmus folgen. Dieser Rhythmus, wie wir das auch von einem guten Rhythmus aus der Musik kennen, scheint mühelos, ist aber in Wirklichkeit ein Zusammenspiel aus unzähligen Bestandteilen, die perfekt miteinander harmonieren.
Manchmal, wenn diese Harmonie aber gestört wird, dann gerät dieser Rhythmus aus der Balance und macht sich unangenehm bemerkbar – ich denke da an meinen Jet-Lag nach meiner Heimkehr aus Bali.
Wofür ist die Innere Uhr verantwortlich?
Das Faszinierende ist, dass dieser Rhythmus in jeder Zelle stattfindet; also jedes Mini-Fitzelchen von uns und zu jeder Zeit betrifft. Es beeinflusst die Stoffwechselprozesse in den Zellen und beeinflusst das Hormon-System, unsere Körpertemperatur, unsere Verdauung, unser Herz, und alles andere auch. Diese Systeme und Organe nehmen wiederum ihrerseits Einfluss auf unseren innere Rhythmus. Ein unfassbar spannendes und individuelles Zusammenspiel.
Welche äußeren Faktoren beeinflussen unsere innere Uhr?
Unser innerer Rhythmus wird unter anderem durch soziale Interaktionen, Aktivität, Licht und Essenszeiten beeinflusst.
Dieses Wissen können wir uns zunutze machen. Für alle mit Morgenmüdigkeit, kann es zum Beispiel sinnvoll sein, raus ans Licht zu gehen, vielleicht sogar verbunden mit ein bisschen körperlicher Aktivität, ein kleiner Spaziergang oder zur Arbeit radeln wäre ideal!
Wer abends schwer zur Ruhe findet, sollte das Licht am besten schon am Nachmittag reduzieren und auch mal ausprobieren das Fitness Workout auf die Morgenstunden zu verlegen und stattdessen abends zu meditieren.
Wie wirken sich die Essenszeiten aus?
Wenn man sich überlegt, dass alle Zellen und Systeme zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich aktiv sind, dann ist es eigentlich auch nicht verwunderlich, dass das auch unsere Verdauung nicht kalt lässt.
Selbst unsere Mikroben im Darm, die im Dunkeln leben, folgen einem Rhythmus, und das beeinflusst, wie unserer Körper zum Beispiel Nahrung verstoffwechselt.
Studien zeigen, dass Mahlzeiten früher am Tag und nicht mehr allzu spät am Abend zu geringeren Gewichtszunahmen führt – im Vergleich zu den gleichen Mengen und den gleichen Mahlzeiten zu einem späteren Zeitpunkt. Unsere Nahrung ist insgesamt sehr kraftvoll und nicht nur was und wie wir essen, sondern auch wann beeinflusst uns sehr. So kann früheres Essen zum Beispiel zu niedrigeren Blutdruck- und Cholesterol-Werten führen. Bei der Verdauung spielen auch die Ausschüttung von Hormonen eine wichtige Rolle, Insulin ist da ein uns aus dem Alltag vertrauter Vertreter.
Die Hormone
Auch die Ausschüttung von Hormonen erfolgt nach einem inneren Rhythmus. Dieser Vorgang beeinflusst zum Beispiel, wie gut unser Körper zu einer bestimmten Uhrzeit die Nahrung verdauen kann. Als Botenstoffe werden die Hormone aber auch reaktiv auf äußere Einflüsse (wie beispielsweise Stress oder Ernährung) gebildet und ausgesendet. Für die Herstellung der flinken Helfer braucht es dann natürlich zur rechten Zeit auch die richtigen Bausteine, also Nährstoffe.
Nehmen wir Insulin als Beispiel: Ein Teil des Insulins wird nach der inneren Uhr und ein weiterer Anteil abhängig von unseren Ernährungsgewohnheiten ausgeschüttet. Das zeigt die Komplexität und Wechselwirkung von Hormonen und Ernährung ganz gut, finde ich.
Wenn wir fasten und das Frühstück weglassen, kann das einen Stressimpuls für unseren Körper bedeuten. Das ist ja manchmal auch gewollt, zum Beispiel beim Intervall-Fasten, weil diesem Stress sogar gesundheitliche Vorteile zugeschrieben werden.
Doch das kann bei dem einen oder anderen auch die innere Uhr aus dem Takt bringen. Unser Körper sendet bei Stress dann Cortisol aus, um trotz den aktuell wenigen Nährstoffen voll fit dabei zu sein.
Das betrifft natürlich auch andere Hormone wie Cortisol, ein Stresshormon. Tada, da wären wir also endlich bei meinem niedrigeren Cortisol Werten angekommen.
Jeder hat seine ganz eigene Rhythmik und so kann nur jeder für sich selbst in Einklang kommen. Was aber wichtig ist, ist, dass es ein Wechselspiel ist: Wir werden beeinflusst aber können auch Einfluss nehmen. Es liegt also an uns ein liebevolles Gleichgewicht zu finden.
Quellen:
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