Unser Darm wird häufig vernachlässigt, wenn wir über unsere körperliche und mentale Gesundheit nachdenken. Doch ein gesundes Darm-Mikrobiom beeinflusst unser Wohlbefinden ebenso wie ein gesundes Herz und ein gesundes Gehirn.
Wer oder was tummelt sich denn nun in den Tiefen unseres Verdauungssystems?
Das Wort Mikrobiom bedeutet übersetzt kleines (mikro) Leben (bios), und das trifft es ziemlich gut. Diese kleinen Organismen besiedeln alle möglichen Körperstellen und eben auch unseren Darm. Sie leben mit uns in einer Art Zweckgemeinschaft, einer “Symbiose”. Dieses Bündnis ist wertvoll und absolut schützenswert. Wir haben da beispielsweise wertvolle Vitamine, die einige Bakterien produzieren können, die uns dabei helfen, gesund und schön zu bleiben und uns wohl zu fühlen. Sie wandeln Bestandteile der Nahrung in für uns verdauliche Stoffe um.
Unser Verdauungssystem, genauer die Schleimhaut des Verdauungstraktes, ist auch der Ort, an dem die Nahrung aus der Außenwelt mit unserer Innenwelt in Kontakt kommt. Da unserer Essen nicht nur lecker, sondern manchmal auch gefährlich ist, sind hier besondere Schutzmechanismen notwendig. Neben der Schleimhaut, die als Filter dient, leisten auch hier unsere kleinen Mitbewohner ganze Arbeit, um uns zu beschützen. Sie stärken und unterstützen unser Immunsystem.
Bakterien sind nicht gleich Bakterien
Wenn sich nun aber die falschen, pathogenen (infektiöse) Bakterien in unserem Darm ausbreiten, dann kann uns das krank machen. Wenn unser Darm aus seinem sensiblen Gleichgewicht gerät, dann nennt man das “Dysbiose”. Es konnte gezeigt werden, dass die Bakterien Stoffe produzieren können, die uns schaden und zum Beispiel die Schleimhaut-Barriere im Darm für gefährliche Stoffe durchlässiger machen. Außerdem lösen die produzierten Stoffe Entzündungen aus, für die gezeigt wurde, dass sie das Risiko für unzählige Krankheiten erhöhen. Es lohnt sich also durchaus, unsere Mitbewohner bei ihrer Arbeit bestmöglich zu unterstützen.
Unser Darm-Mikrobiom ist einzigartig. Das zeigen auch Untersuchungen, in denen Teilnehmer die gleiche Nahrung ganz unterschiedlich verstoffwechselt haben. Das liegt an den Unterschieden in unserem Darm-Mikrobiom.
Eine gesunde Ernährung ist das A und O
Wer oder was in unserem Darm lebt wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Einen Teil unseres Mikrofilms erhalten wir schon bei der Geburt, es wird aber auch im Laufe des Lebens verändert, durch Krankheit, Medikamente (Antibiotika) und Ernährungsgewohnheiten. Denn unsere Ernährung ist das, was wir beeinflussen und womit wir sehr viel bewirken können!
Das unsere Nahrung wirklich etwas verändert, wurde besonders deutlich in einer Studie, in der die Darmflora von schlanken und übergewichtigen Teilnehmern verglichen wurde. Die Mikroben sind bei beiden Gruppen ganz unterschiedlich. Das heißt aber keinesfalls, dass wir den fiesen dickmachenden Mikroben hilflos ausgeliefert sind. Im Gegenteil, denn die Überernährung verändert die Auswahl der Mikroben in unserem Darm. Es siedeln sich zunehmend die Bewohner an, die mit dem Nährstoff-Überangebot besser zurecht kommen. Aus Cholesterin, gesättigten Fettsäuren aus Tierprodukten und einfachen Kohlenhydrate stellen die “dickmachenden Bakterien” Stoffe her, die sie selbst zur Vermehrung brauchen – ein Teufelskreis.
Wie kannst du die guten Darm-Mikroben in deinem Darm fördern?
Neuste Ergebnisse zeigen, dass eine pflanzenbasierte Ernährung die Bakterien fördert, die unserer Gesundheit positiv beeinflussen. Wir können so alle wichtigen Stoffe zur Verfügung stellen, um zum Beispiel Vitamine zu produzieren. Außerdem sorgen wir auch dafür, dass unser Darm für die guten Bakterien einladend wirkt. Eine Studie zeigt, dass nach 24 Stunden einer pflanzlichen Ernährung bereits eine Veränderung der Darmbakterien hin zu einer besseren Flora nachgewiesen werden kann.
Also los geht’s! Wer noch Rezeptideen braucht, um die guten Darm-Mikroben anzulocken, der kann sie in meinem Buch finden 🙂 Aber anlocken ist natürlich nicht alles, unsere Darm Bewohner wollen regelmäßig mit guter Nahrung verwöhnt werden, damit sie sich auch dauerhaft bei uns wohlfühlen. Eine pflanzenbasierte Ernährung wissen sie sicher zu schätzen! Und wenn dann die guten Bakterien in deinem Darm die Oberhand gewonnen haben, dann kannst du auch auf das vertrauen, was dein Darm dir sagt (#trustyourgut)!
Quellen:
1. David LA, Maurice CF, Carmody RN, et al. Diet rapidly and reproducibly alters the human gut microbiome. Nature. 2014;505(7484):559-563. doi:10.1038/nature12820 2. Ferguson JF, Allayee H, Gerszten RE, et al. Nutrigenomics, the Microbiome, and Gene-Environment Interactions: New Directions in Cardiovascular Disease Research, Prevention, and Treatment: A Scientific Statement From the American Heart Association. Circ Cardiovasc Genet. 2016;9(3):291-313. doi:10.1161/HCG.0000000000000030 3. Jie Z, Xia H, Zhong S-L, et al. The gut microbiome in atherosclerotic cardiovascular disease. Nat Commun. 2017;8(1):845. doi:10.1038/s41467-017-00900-1 4. Li J, Zhao F, Wang Y, et al. Gut microbiota dysbiosis contributes to the development of hypertension. Microbiome. 2017;5(1):14. doi:10.1186/s40168-016-0222-x 5. Singh RK, Chang H-W, Yan D, et al. Influence of diet on the gut microbiome and implications for human health. J Transl Med. 2017;15. doi:10.1186/s12967-017-1175-y 6. Wang Z, Klipfell E, Bennett BJ, et al. Gut flora metabolism of phosphatidylcholine promotes cardiovascular disease. Nature. 2011;472(7341):57-63. doi:10.1038/nature09922 7. Zeisel SH, Warrier M. Trimethylamine N -Oxide, the Microbiome, and Heart and Kidney Disease. Annual Review of Nutrition. 2017;37(1):157-181. doi:10.1146/annurev-nutr-071816-064732
[…] Wenn du dich nun wunderst, was deine Darmbewohner nun mit der Entgiftung deiner Leber zu tun haben, wirst du begeistert sein. Denn auch bestimmte Darmbakterien nehmen über verschiedene Wege Einfluss auf die Entgiftung und unsere Enzyme in der Leber. Das Gute ist: wir sind bei der Auswahl unser Darmbesiedlung nicht dem Zufall ausgeliefert, sondern können schnell und langfristig über unsere Nahrung bestimmen, wer sich dort wohlfühlen darf. Und wie so oft liegen wir mit einer pflanzlich basierten Ernährung 100 Prozent richtig :). Hierzu habe ich auch einen Blogpost über das Macrobiome. […]